Friedrich Dürrenmatt
Friedrich Dürrenmatt (* Konolfingen 05.01.1921) – der Sohn eines protestantischen Pfarrers studierte 1941-46 in Zürich und Bern Philosophie Literatur und Naturwissenschaften. Gegen seinen früheren Wunsch, Maler zu werden, entschloss er sich zu einem freien Schriftstellerleben, dessen Anfänge er mit Auftragsarbeiten bei Funk., Presse und Kabarett finanzierte. Sein umfangreiches zum Teil verfilmtes Œvure, für das er bedeutende Auszeichnungen erhielt – so 1986 dem Georg-Büchner-Preis –, umfasst Dramen, Hörspiele, Erzählungen, Romane und Essays. Dürrenmatt lebte, verheiratet mit der Schauspielerin und Filmemacher im Charlotte Kerl, bei Neuchâtel.
Dürrenmatt lehnt jede künstlerische, politische oder religiöse Fixierung ab; Er bezeichnet es als seine Aufgabe, nicht Therapeut, sondern Diagnostiker, nicht Ideologe, sondern skeptischer Opponent zu sein, dessen Literatur das Publikum zu Irritationen und kritische Reflexion bewegen soll. Angeregt durch mythologische, profan- und religionsgeschichtliche, sowie auch naturwissenschaftliche Stoffe, geht es in seinem Wirken um Recht und Unrecht, Macht und Gewalt, Ohnmacht und Gnade; es agieren Richtern und Angeklagte, Henker und Opfer.
Bilder einer apokalyptischen Welt – die auch seine Zeichnungen bestimmen – prägen viele Erzählungen (z.B. Die Stadt, 1952). Die viel gelesenen Romane Der Richter und sein Henker (1952) Der Verdacht (1953) und Das Versprechen (1958, ein „Requiem auf den Kriminalroman“), lassen wie der in den fünfziger Jahren begonnene Roman Justiz (1985) Dürrenmatt’s Vorliebe für Kriminalgeschichte erkennen. Von einer heiteren Seite zeigt sich Dürrenmatt im Roman Grieche sucht Griechin (1955). In Essays (z.B. in der Sammlung Theaterprobleme, 1955) behandelt Dürrenmatt so eigenwillig wie wirkungskräftig dramaturgische Probleme, aber auch zeitgeschichtliche und gesellschaftliche Themen; auffällig ist die Verschränkung von fiktionaler Literatur, Stoff- und Werkanalyse und Autobiografie etwa in Der Mitmacher (1976) oder in Stoffe I-III (1981).
Der Dramatiker Dürrenmatt, der an Aristophanes und J. N. Nestroy, Frank Wedekind und Th. Wilder anknüpft und Elemente des epischen wie des Absurden Theaters benutzt, wurde zu einem „Klassiker der Moderne“: Neben den bedeutendsten Theaterstücken Der Besuch der alten Dame (1956) und Die Physiker (1962) trugen dazu auch Romulus der Große (Uraufführung 1949, endgültige Fassung 1980), eine „ungeschichtliche historische Komödie“ über den Untergang Westroms und Die Ehe des Herrn Mississippi (1952) bei. Die Komödie ist nach Dürrenmatt die adäquate Form für die vom Zufall bestimmte „Wurstelei“ unseres Jahrhunderts, dessen Signatur er im Tragikomischen und Grotesken sieht. Dürrenmatt zeichnet modellhaft die minotaurische moderne Welt als eine von großen Verbrechern und „Mitmachern“ beherrschte, vom Untergang bedrohte Wirklichkeit der Katastrophen, der nur noch der sich verweigernde, aber scheiternde „mutige Mensch“ gegenübersteht. Charakteristische Merkmale seiner Komödien sind der als Ausgangspunkt gewählte strukturbestimmende „Einfall“, frappierende Wendepunkte, Paradoxa, extreme Kontraste und karikierende Typisierung. Nicht lustspielhafter Humor, sondern makabre Szenen und kabarettistische Gags, doppelbödige Ironie und bittere Satire kennzeichnen seine desillusionierenden Komödien, die mit der schlimmstmöglichen Wendung enden.
Erst ein Teil der in Varianten und Fragmenten angelegten und weiterwachsenden Materialfülle seines Werkes ist aufgearbeitet.
Quelle: Harenberg Lexikon der Weltliteratur
Meine Hitparade der Werke von Dürrenmatt


Die ehemalige Bewohnerin einer heruntergekommenen Stadt – inzwischen steinreich geworden – kommt zurück und bietet der Stadt 1 Milliarde, davon 500 Millionen auf alle Bürger verteilt, wenn irgendjemand ihren ehemaligen Liebhaber, der sie einst geschwängert und verraten hat, umbringt. Sie nennt das Gerechtigkeit und sie fordert Gerechtigkeit in dieser Form, „weil sie sich das leisten kann“.


Ein herumlungernder Mann aus den Niederlanden, landet durch Zufall in Münster und baut dort einen eigenen christlichen Stadtstaat auf, um sich ganz dem Vergnügen hingeben zu können. Hauptsächliches Merkmal seiner Regentschaft ist die Einführung der Vielweiberei – ein probates Mittel, um dem großen Frauenüberschuß durch langjährige Kriege – Herr zu werden.


Ein Kommissar klärt den Mord an einem Kollegen auf, indem er seinen größten Feind – dem er niemals etwas beweisen konnte, obwohl dieser stets schuldig gewesen ist – dieser Tat überführt, obwohl er ganz genau weiß, dass sein mitermittelnder Kollege den Mann ermordet hat, um sich dessen Frau und Leben anzueignen.


Der römische Kaiser Romulus regierte zwanzig Jahre lang NICHT das Römische Reich und züchtete lieber Hühner. Er ist der Meinung, das Reich sein eh verloren und nicht mehr zu retten, so wie er selbst, weshalb er nur noch auf seine Ermordung wartet. Die mißlingt und so lernt er den Germanenführer Odoaker kennen – anstatt Berserker, Hühnerzüchter wie er – der ihm sein (germanisches) Reich anbietet, was Romulus ablehnt und dann in 00Pension geht.


In einer Nobel-Irrenanstalt sitzen drei Physiker ein und ermorden dort aus Liebe jeweils ihre Krankenschwestern, weil sich Physiker der Physik und nicht der Liebe widmen sollen. Es stellt sich heraus, dass nur einer der drei Insassen Physiker ist und die beiden anderen Agenten der großen Machtblöcke, die sich der elementar wichtigen Dienste des Physikers versichern wollen. Es zeigt sich, dass nicht die ‚Physiker‘ verrückt sind, sondern die Anstaltsleiterin. Schlussendlich bleiben die drei in der Anstalt, um die Menschheit vor den Erkenntnissen des Physikers zu retten, was nicht gelingt, da die Anstaltsleiterin die Unterlagen bereits kopiert und damit eine Weltherrschaft aufgebaut hat, was die ‚Physiker‘ eigentlich verhindern wollten.